Wenn Beschäftigte ignoriert werden, nicht mehr zu Meetings eingeladen, kein Lob mehr erhalten und ständig unnötige Aufgaben erledigen müssen, dann kann Quiet Firing, eine schleichende Kündigung, dahinter stecken. 


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So äußert sich eine schleichende Kündigung

Ein erstes Warnsignal bei einer schleichenden Kündigung, die auch mit dem englischen Begriff Quiet Firing bezeichnet wird, ist das Gefühl, ausgeschlossen zu werden. Erst beschleicht einem das Gefühl, nicht mehr an Treffen teilnehmen zu dürfen, bei Projekten wird man nicht mehr eingeplant und auch sonst wird man irgendwie ignoriert. Richtig machen kann man schon lange nichts mehr, ganz zu Schweigen von einem Lob, was man bestenfalls vor Jahren mal erhalten hat. Wenn dann der Chef auch noch Termine absagt, sollte man spätestens hellhörig werden. 

Mitarbeiter werden frustriert

Mit der Zeit werden Mitarbeiter so frustriert, dass sie von selbst kündigen. Genau das ist das Ziel von Arbeitgebern. Sie stellen den Mitarbeiter auf das Abstellgleis und warten bis er von selbst geht. Die unliebsame Kündigung muss er somit nicht aussprechen. Der Mitarbeiter, den man loswerden wollte, ist selbst gegangen. Das ist das Prinzip von Quiet Firing, der schleichenden Kündigung.

Warum keine Kündigung aussprechen?

Jetzt stellt sich die Frage, warum das Ganze, warum nicht einfach den Mitarbeiter kündigen? Ganz einfach: Es gibt mehrere Gründe. Wenn der Mitarbeiter von selbst geht und kündigt, so spart sich der Arbeitgeber die Abfindung, die er hätte zahlen müssen, wenn er den Mitarbeiter gekündigt hätte. Es kann aber auch sein, dass der Mitarbeiter einfach nicht mehr ins Team passt. Er hat sich zwar nichts zu Schulden kommen lassen, aber er passt eben nicht mehr. Er muss schlicht und ergreifend weg. 

Ist eine schleichende Kündigung weit verbreitet?

Wirtschaftspsychologen äußerten sich diesbezüglich eher zurückhaltend. Es ist durchaus bekannt, dass einige Arbeitgeber diesen Schritt gehen, allerdings ist dies nicht häufig. Die meisten Arbeitgeber trennen sich auf den "normalen" Weg durch eine Kündigung von dem Arbeitnehmer. Allerdings gibt es, wie gesagt, auch diejenigen Arbeitgeber, die eben den schleichenden Weg gehen. Jedoch ist dies eher der unsichere Weg, denn sie wissen nicht, ob der Mitarbeiter tatsächlich auch kündigt und ob er tatsächlich so frustriert wird, dass es für eine Kündigung reicht. Daher entscheiden sich die meisten Arbeitgeber doch für den klassischen Weg. 

Arbeitgeber haben meist schwaches Führungsverhalten

Wirtschaftspsychologen erklären, dass Arbeitgeber, die Quiet Firing anwenden, eher ein schwaches Führungsverhalten haben. Es ist nicht als bewusste Taktik zu verstehen, sondern einfach die Unfähigkeit, Mitarbeiter zu führen, zu organisieren und Aufgaben zu verteilen. Solche Arbeitgeber sind dann zumeist auch nicht in der Lage, eine Kündigung auszusprechen und setzen unbewusst Quiet Firing ein. Experten sehen darin Führungsversagen. 

Was können betroffene Mitarbeiter tun?

Experten raten zum Gespräch mit dem Chef. Dabei sollen sie ihre eigene Wahrnehmung schildern und diese mit der des Arbeitgebers abgleichen. Nur so lassen sich etwaige Missverständnisse aus der Welt schaffen. Zudem sollten Mitarbeiter überlegen, wie sie dem Arbeitgeber entgegen kommen können, etwa durch einen Wechsel in ein anderes Team. Sollte der Vorgesetzte jedoch trotz Bitten nach einem klärendem Gespräch diesem nicht nachkommen, kann entweder ein Gespräch mit der höheren Führungsebene in Frage kommen oder aber im schlechtesten Fall das Hinzuziehen eines Anwalts, was die zwischenmenschliche Lage im Unternehmen jedoch nicht sonderlich verbessern wird. Besser ist es dann, sich nach einem anderen Job umzuschauen.