Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hat am 11. Januar 2022 einen Tarifvertrag für angehende Hebammen abgeschlossen. An dem Abschluss beteiligt waren neben der VKA auch die Gewerkschaften ver.di und dbb beamtenbund und tarifunion. Der Tarifvertrag tritt rückwirkend zum 01. Januar 2022 in Kraft.

Für wen gilt der TVHöD?

Der neue Tarifvertrag ist für Studierende in einem dualen Hebammenstudium im kommunalen öffentlichen Dienst (TVHöD) gültig. 

Wolfgang Heyl, Vorsitzender des Gruppenausschusses der VKA für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen äußerte sich dazu wie folgt:

"Mit der Vereinbarung der tariflichen Arbeitsbedingungen und Studienentgelte für Studierende im Hebammenstudium ist uns ein großer Erfolg gelungen. Wir haben mit dem Tarifvertrag die Grundlage geschaffen, das Hebammengesetz mit tarifvertraglichen Regelungen zu flankieren, mehr Personal in dem Bereich zu gewinnen und auch wegen der attraktiven Studienvergütung langfristig zu binden."

Neugeborenes Kind wird von der Hebamme versorgt

Quelle: pexels.com | Vidal Balielo Jr. | Hebammen sind Expertinnen für die Betreuung während Schwangerschaft und Geburt

Ab wann gilt der neue Tarifvertrag TVHöD?

Der TVHöD gilt bereits ab 01. Januar 2022 bis 31. Dezember 2023. Die Tarifvertragsparteien einigten sich auf eine rückwirkende Gültigkeit. Es besteht ein Sonderkündigungsrecht für das Studienentgelt zum 31. Dezember 2022.

Was regelt der Tarifvertrag?

Der TVHöD regelt den berufspraktischen Teil des dualen Studienganges, sprich den Tätigkeitsbereich und die Vergütung in kommunalen Einrichtungen. 

Welches Gehalt erhalten Studierende im Hebammenstudium?

Studierende sollen für die Dauer des Studienvertragsverhältnisses entsprechend vergütet werden. Das Studienentgelt beträgt ab 01. Januar 2022 1.490 Euro pro Monat, soll aber zum 01. April 2022 auf 1.515 Euro angehoben werden. Eine Jahressonderzahlung sowie weitere Zulagen sind ebenso vorgesehen.

in Euro 01.01.2022-31.03.2022 ab 01.04.2022
Studienentgelt 1.490 Euro 1.515 Euro

Wie viel Gehalt erhalten ausgebildete Hebammen und Entbindungspfleger?

Gemäß dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit erhalten ausgebildete Hebammen und Entbindungspfleger im Bundesdurchschnitt 3.707 Euro brutto pro Monat. Die Vergütungsspanne liegt dabei von einem Mindestgehalt von 3.253 Euro bis zu einem maximalen Gehalt von 4.236 Euro monatlich. In Nordrhein-Westfalen liegt das Durchschnittsgehalt bei 3.719 Euro, das Mindestgehalt bei 3.296 Euro und das maximale Gehalt bei 4.238 Euro. Insgesamt sind in Nordrhein-Westfalen 755 Hebammen tätig, auf Bundesebene 3.027.

in Euro Mindestgehalt Bundesdurchschnitt Maximalgehalt Anzahl Hebammen
Bundesebene 3.253  3.707  4.236 3.027
Nordrhein-Westfalen 3.296 3.719 4.238 755

Quelle: Entgeltatlas Bundesagentur für Arbeit

Warum wurde jetzt ein neuer Tarifvertrag für Hebammen eingeführt?

Bereits in der Tarifrunde 2020 hatte die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) zugesagt, für die Studierenden im dualen Hebammenstudium Verhandlungen über die Studien- und Ausbildungsbedingungen aufzunehmen. Die VKA ist ein Verband der kommunalen Arbeitgeberverbände in Deutschland. Sie vertritt etwa 2,6 Millionen Beschäftigte und 10.000 kommunale Arbeitgeber. Ihre Aufgabe ist es, die Arbeitsbedingungen für die kommunalen Beschäftigten zu regeln und mit den Gewerkschaften zusammen Tarifverträge für den öffentlichen Dienst abzuschließen. 

Wie sieht ein dualer Studiengang aus?

Ein dualer Studiengang basiert auf zwei große Komponenten: einen praktisch basierten Teil und einen theoretischen Teil. Der theoretische Teil des Studiums findet an einer Hochschule oder einer Berufsakademie statt. Der praktische Teil hingegen ist in einem Unternehmen vorgesehen. Bei einem Hebammenstudium ist dies in einer Geburtsklinik oder einem Krankenhaus mit dem Bereich Gynäkologie und Geburt.

In regelmäßigen Abständen wechseln sich beide Teile ab. In der Regel erfolgt zuerst ein Blockabschnitt als Theorie über mehrere Wochen, dann daraufhin ein praktischer Abschnitt, zumeist auch über mehrere Wochen. Ein gängiges Modell ist drei Wochen Theorie und fünf Wochen Praxis. Es gibt jedoch viele verschiedene Zeitmodelle.

In der Regel wird am Ende eines dualen Studienganges der international anerkannte Bachelorabschluss erreicht. Das Gute daran ist, dass Studierende bereits während der Ausbildung praktische Erfahrungen gesammelt haben. Dies ist von vielen Arbeitgebern besonders geschätzt.