Uli Hoeneß suchte stets den Rat der Kanzlerin. Doch nachdem sich Hoeneß wegen Steuerhinterziehung selbst angezeigte hatte, nimmt Merkel Abstand von dem Präsidenten des FC Bayerns. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte gegenüber der „süddeutsch.de“, dass jetzt viele Menschen von Hoeneß enttäuscht seien und das auch die Bundeskanzlerin zu diesen Menschen gehöre. Dabei sei die Enttäuschung umso größer bei jemandem, der im Grunde für so viel Positives stand. Weiter führte Seibert aus, dass durch die Selbstanzeige eine traurige Facette hinzugekommen sei.

Trotzdem bleibe Merkel weiterhin davon überzeugt, dass ein Steuerabkommen mit der Schweiz nötig sei und auch kommen werde. Doch die Opposition wirft der schwarz-gelben Koalition einen nachlässigen Umgang mit Steuersündern vor. So erklärte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel vor Kurzem im ZDF, dass es sich jetzt zeige, worum es der CDU/CSU beim Steuerabkommen wirklich gehe, nämlich Steuersünder zu schützen.

Promi-Bonus für Hoeneß?

Weiter erklärte Gabriel, dass es vernünftig gewesen sei, im Bundesrat das Abkommen zu verhindern. So besteht Gabriel darauf, dass endlich dafür gesorgt werden muss, dass in Deutschland wieder alle Menschen gleich behandelt werden müssen und nicht die einen brav ihre Steuern zahlen und sich die reichen Menschen davor drücken.

Auch SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück äußerte sich zu den Vorfällen. Laut der Rheinischen Post sei es erstaunlich, dass der Bayern-Präsident darauf gehofft habe, anonym zu bleiben. Schließlich sei Steuerhinterziehung kein Kavaliersdelikt, sondern immer noch kriminell. Weiter erklärte Steinbrück, dass es für Hoeneß keinen Promi-Bonus geben darf – ebenso wenig wie eine Vorurteilung.

Ebenso zeigte sich auch Katrin Göring-Eckardt von den Grünen von den jüngsten Vorfällen geschockt. Sie äußerte sich gegenüber der Rheinischen Post ebenfalls und erklärte, dass ein Steuerbetrug in solchen Dimensionen nicht nur unmoralisch, sondern auch höchst unsozial und kriminell sei. Des Weiteren sprach ihr Kollege Jürgen Trittin im ZDF sogar von einem „Geldwaschabkommen“.

Hoeneß und sein Gegenangriff

Unter dem großen öffentlichen Druck geht Hoeneß selbst zum Angriff über. So drohte er einigen Medien nach dem Bekanntwerden der Steueraffäre mit Klagen. Gegenüber dem Münchener Merkur erklärte er, dass er sich gegen die „Exzesse in einigen Berichterstattungen anwaltschaftlich zur Wehr“ setzen wird. Offenbar denkt Hoeneß nicht an einen Rücktritt. Gegenüber der „Sport Bild plus“ erklärte er vor Kurzem, dass er seinen Posten als Aufsichtsrat beim FC Bayern München nicht räumen wird.

Im Fall Hoeneß will die Staatsanwaltschaft vorerst keine Informationen veröffentlichen. So erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft München, dass Auskünfte zum vorerst nicht erteilt werden.

Spekulationen über Geldbeträge

Nach wie vor existieren keine bestätigten Informationen über die Summe, die der Bayern-Präsident auf dem Schweizer Konto gehortet haben soll. Über die Höhe der hinterzogenen Steuern sowie über die Höhe der bereits geleisteten Zahlungen an das Finanzamt gibt es zurzeit unterschiedliche Informationen.

Unter Berufung auf politische Kreise berichtete die „Süddeutsche Zeitung“, dass Hoeneß bereits drei Millionen Euro an das Finanzamt nachgezahlt habe. Zudem wurde behauptet, dass kein Schwarzgeld in die Schweiz verbracht wurde. So soll das Steuervergehen darin bestehen, dass der 61-Jährige keine Kapitalertragssteuer auf das Millionenvermögen gezahlt habe.

Hingegen berichtete die „Bild“, dass Hoeneß etwa zehn Millionen Euro als Nachzahlung hinterlegt habe. Jedoch schrieben beide Zeitungen, dass durch den ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus der Ursprung des Vermögens gelegt worden sei. Laut der „SZ“ soll der inzwischen verstorbene Louis-Dreyfus dem Bayern-Präsidenten ein Darlehen in Höhe von zehn bis fünfzehn Millionen gewährt haben. Mit diesem Geld soll den Berichten zufolge Hoeneß an der Börse spekuliert haben. Letztendlich soll ein Vermögen in Höhe von ca. 20 Millionen Euro zusammengekommen sein und auf diesen Gewinn habe der Bayern-Präsident keine Steuern gezahlt.