Der Norden Deutschlands produziert viel Strom aus erneuerbaren Energien - auch für alle anderen Bundesländern. Insbesondere liegt das Hauptaugenmerk auf die Windenergie. Nun fordern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sich vom Rest Deutschlands in Sachsen Strompreis abzukoppeln. Sie wollen einen eigenen Strompreis - und zwar einen günstigeren als den für alle anderen Bundesländer.

Wo viel Energie produziert wird, muss der Strompreis auch günstiger sein

Die norddeutschen Bundesländer fordern eine Aufteilung der Bundesrepublik in verschiedene Preiszonen beim Strom. Dort, wo kaum Strom aus erneuerbaren Energien produziert wird, soll der Strom teurer sein als dort, wo viel Strom produziert wird. Immerhin tragen die Einwohner dort auch die Konsequenzen. 

Niedersachsens Energieminister Olaf Lies von der SPD äußert sich dazu wie folgt: "Wenn ich da lebe oder produziere, wo auch die Energie produziert oder angelandet wird, muss diese Energie dort auch günstiger sein". Die Hauptlast der Energiewende wird insbesondere vom Norden getragen und das schon seit Jahren. 

Der Energieminister Mecklenburg-Vorpommerns, Reinhard Meyer (SPD) kritisiert: "Die Höhe der Stromnetzentgelte belastet die Letztverbraucher und benachteiligt den norddeutschen Wirtschaftsstandort."

Kurz gesagt: Es könne nicht sein, dass Bundesländer, die viel erneuerbare Energie produzieren auch hohe Strompreise tragen müssen. Hier müsse eine Änderung her.

Das sind die Energiequellen, die in Deutschland genutzt werden

Energieart Prozentualer Anteil am Gesamtstrom
Windkraft 23 %
Braunkohle 20 %
Kernenergie 13,3 %
Erdgas 10,4 %
Steinkohle 9,5 %
Photovoltaik 9 %
Biomasse 8,8 %
Wasserkraft 4 %
Siedlungsabfälle 1 %
Andere 1 %

Daten: Fraunhofer ISE, Stand 2022, Daten aus dem Jahr 2021

Bayern war und ist Saboteur von Windkraft

In Schleswig-Holstein nennt man in erster Linie Bayern als einen Saboteur von Windkraft. Die bayerische Landesregierung hat - so Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt - seit mehr als 15 Jahren den Ausbau von Windkraft und Stromnetzen sabotiert. Man könne somit den Menschen im Norden auch keine hohen Strompreise mehr zumuten. Sie müssen die Zeche zahlen für eine "logische Konsequenz des energiepolitischen Irrweges" Bayerns.

Verteilnetzentgelte sollten ebenso neu geregelt werden

Ebenso macht der Norden Deutschlands klar: Verteilnetzentgelte sollen neu geregelt werden. Diese Forderung besteht bereits seit Jahren. Kritiker wiesen immer wieder darauf hin, dass Gebiete, die viel erneuerbare Energien produzieren, etwa aus Windkraft oder Solar, hohe Entgelte zahlen müssen. Diese Verteilnetzentgelte sollen gleichermaßen wie die Strompreise angepasst werden.

So hoch ist der aktuelle Strompreis

Aktueller Strom- und Gaspreis in Deutschland

Der aktuelle Strompreis für Haushalte beträgt 32,87 ct/KWh, für nicht Haushalte 16,65 ct/kWh, der Gaspreis für Haushalte 6,83 kWh | Bildquelle Statistisches Bundesamt

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So viel Strom bezahlten Verbraucher ein Jahr zuvor

Zeitraum Durchschnittspreis netto EUR / kWh Durchschnittspreis inklusive Abgaben, Steuern, Umlagen EUR / kWh
1. Halbjahr 2021
unter 1.000 kWh 0,2725 0,4606
1.000 - 2.499 kWh 0,1827 0,3527
2.500 - 4.999 kWh 0,1562 0,3193
5.000 - 14.999 kWh 0,1357 0,2924
ab 15.000 kWh 0,1080 0,2549
Insgesamt 0,1623 0,3262
2. Halbjahr 2021
unter 1.000 kWh 0,2852 0,4756
1.000 - 2.499 kWh 0,1877 0,3588
2.500 - 4.999 kWh 0,1596 0,3242
5.000 - 14.999 kWh 0,1377 0,2941
ab 15.000 kWh 0,1058 0,2510
Insgesamt 0,1647 0,3287

Quelle der Daten: Statistisches Bundesamt

Was Sie über die EEG-Umlage wissen sollten

Ökostrom-Produzenten erhalten durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von den Übertragungsnetzbetreibern für einen festgelegten Zeitraum von etwa 20 Jahren eine festgesetzte Vergütung für jede Kilowattstunde Strom, die sie erzeugen. Daneben existiert der durch die Börse bestimmte echte Marktwert des Stroms, der dem Preis der Ökostrom-Produzenten gegenübersteht. In der Regel liegt der Strompreis der Börse unter dem Ökostrompreis. Dadurch entsteht eine Differenz zwischen beiden Strompreisen. 

Damit nun die Netzbetreiber diese Kosten nicht aus eigener Tasche zahlen müssen, erhalten sie diesen Differenzwert aus der EEG-Kasse. Ebenso werden bestimmte Eingriffe in das Stromnetz aus der EEG-Kasse finanziert, die sich durch die schwankende Einspeisung durch erneuerbarer Energien ergeben können. Die EEG-Kasse wiederum finanziert sich zum Teil durch die EEG-Umlage, die im endgültigen Strompreis am Ende für den Verbraucher inbegriffen ist. Somit werden also die Kosten der Ökostromförderung über die EEG-Umlage auf die Verbraucher umgelegt.

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Wie hoch ist aktuell die EEG-Umlage?

Jedes Jahr zum 15. Oktober wird die Höhe der EEG-Umlage  von den Übertragungsnetzbetreibern berechnet und veröffentlicht. Die Umlage kann sich jährlich ändern. Faktoren wie der Strompreis an der Börse, die Produktionskosten für den Strom und die Anzahl der Stromverbraucher, auf die sich die EEG-Umlage aufteilt, spielen dabei eine Rolle.

So beträgt die EEG-Umlage im Jahr 2022 3,7 Cent pro Kilowattstunde, im Jahr 2021 betrug sie 6,5 ct/kWh, 2022 hingegen 6,8 ct/kWh.

Höhe der EEG-Umlage von 2010 bis 2022

Jahr EEG-Umlage in ct/kWh
2022 3,7
2021 6,5
2020 6,8
2019 6,4
2018 6,8
2017 6,9
2016 6,5
2015 6,1
2014 6,2
2013 5,4
2012 3,6
2011 3,5
2010 2,0