Für Familien soll es künftig mehr Geld geben. Die Ampel-Koalition will eine Kindergrundsicherung und auch einen Kinder-Sofortzuschlag einführen. Bis diese in Kraft treten werden, soll der Kinderzuschlag angehoben werden. 

Ampel-Koalition: Der Kinderzuschlag wird erhöht

Der Kinderzuschlag beläuft sich auf höchstens 229 Euro pro Kind pro Monat. Er wird für jedes Kind einzeln berechnet. Wenn mehrere Kinder im Haushalt leben, dann wird der Kinderzuschlag in einem Gesamtbetrag ausgezahlt. Die Auszahlung erfolgt zusammen mit dem Kindergeld am gleichen Tag. Eltern, die den Zuschlag bereits erhalten oder beantragt haben, müssen nicht tätig werden, denn der Kinderzuschlag wird automatisch erhöht.

Wer bekommt den Kinderzuschlag?

Den Kinderzuschlag erhalten diejenigen Familien, die mit ihrem Nettoeinkommen zuzüglich dem Kindergeld den eigenen Regelbedarf und auch den Regelbedarf der Kinder nicht decken können.

Anspruch auf Kinderzuschlag - Tabelle

Die im SGB II anerkannten Regelbedarfe betragen seit dem 1. Januar 2022
 Berechtigte Betrag
 Alleinerziehende Elternteile 449 Euro
 Elternpaare  (2 X 404 Euro) 808 Euro
 Kinder unter 6 Jahren 285 Euro
 Kinder zwischen 6 und unter 14 Jahren 311 Euro
 Kinder bzw. Jugendliche zwischen 14 und unter 18 Jahren  376 Euro
 Volljährige Kinder zwischen 18 und unter 25 Jahren 360 Euro

Quelle: web.arbeitsagentur.de | Stand: 1. Januar 2022

Antrag auf Kinderzuschlag

Der Antrag auf Kinderzuschlag kann bei der Agentur für Arbeit online ausgefüllt und gestellt werden. Dazu müssen alle notwendigen Nachweise hochgeladen werden. Zudem kann online geprüft werden, ob ein Kinderzuschlag gewährt werden kann und ob sich dieser lohnt.

Für den Erhalt von Kinderzuschlag sind folgende Personen berechtigt:

  • es muss Kindergeld bezogen werden
  • das Einkommen erreicht die Mindesteinkommensgrenze
  • die Kinder sind unter 25 Jahre alt und wohnen mit im Haushalt
  • die Kinder sind ledig

Was versteht man unter Kinderarmut? 

Gemäß jüngster Berechnungen der Bertelsmann Stiftung wächst in Deutschland mehr als jedes fünfte Kind in Armut auf. Jedoch ist die Problematik nicht hausgemacht seitens des Staates, wie Sozialverbände erklären, sondern vielmehr ist es die Tatsache, dass die Hilfen für Kinder nicht tatsächlich auch bei ihnen ankommen. Viele Bezieher von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II verbrauchen das Geld anderweitig. Ein anderes Problem ist, dass Kindergeld auf den Hartz-IV-Satz angerechnet wird. Dies bedeutet, dass Kindern sozusagen ihr Geld zwar ausgezahlt wird, aber sofort wieder mit dem Arbeitslosengeld II verrechnet, wie die Malteser erklären. Hinzu kommt, dass viele Eltern mit der Beantragung von staatlichen Hilfen überfordert sind. 

Grafik: Entwicklung der mehrdimensionalen Kinderarmut weltweit

Die nachfolgende Grafik zeigt die mehrdimensionale Kinderarmut weltweit vor der Corona-Pandemie und 2021. Die mehrdimensionale Armut berücksichtigt auch den Zugang zur Bildung, zum Gesundheitswesen und die monetäre Armut, neben der monetären Armut weitere Faktoren, in diesem Fall sind es Zugang zu Bildung und/oder dem Gesundheitswesen. Gegenüber dem Zeitraum von vor der Pandemie zum Jahr 2021 ist die Kinderarmut weltweit um 4 Prozent von 48 Prozent auf 52 Prozent gestiegen.  

Entwicklung der Kinderarmut weltweit

Quelle: statista.com

Mehr Geld für Familien 2022

Im Koalitionsvertrag von SPD, FDP und Grüne wurde ebenso eine Kindergrundsicherung festgeschrieben. Im Koalitionsvertrag heißt es: "Wir wollen mehr Kinder aus der Armut holen". Bis es zu einer gesetzlichen Regelung dieser gekommen ist, soll ein "Kinder-Sofortzuschlag" eingeführt werden.

Was ist die Kindergrundsicherung?

Die Kindergrundsicherung soll die bisherigen Leistungen für Familien wie Hartz-IV und Kindergeld zusammenfassen. Die Auszahlung soll automatisch erfolgen ohne kompliziertes Ausfüllen von Anträgen. Die Kindergrundsicherung soll sich aus zwei Teilen zusammensetzen:

  1. Ein garantierter einheitlicher Betrag, unabhängig vom Einkommen, der für alle Kinder ausgezahlt wird
  2. ein Zusatzbetrag, der vom Einkommen der Eltern abhängig ist

Die genaue Höhe der Kindergrundsicherung ist im Koalitionsvertrag nicht festgelegt, jedoch haben die Grünen ein Konzept erarbeitet.


Wie hoch soll die Kindergrundsicherung nach dem Konzept der Grünen ausfallen?

Im Konzept der Grünen soll die Kindergrundsicherung wie folgt in der Höhe gestaffelt werden:

  • 290 Euro für alle Kinder
  • zuzüglich einem GarantiePlus-Betrag

So würde sich eine Kindergrundsicherung in der Höhe wie folgt ergeben:

  • 0 bis 5 Jahre: 290 + 119 = 409 Euro 
  • 6 bis 13 Jahre: 290 + 188 = 478 Euro
  • 14 bis 17 Jahre: 290 + 257 = 547 Euro

Formelerklärung: Kindergrundsicherung + GarantiePlus-Betrag = Kindergrundsicherung gesamt


Wo kann die Kindergrundsicherung beantragt werden?

Bei der Familienkasse wie heute das Kindergeld. Nach dem Konzept der Grünen kann die Kindergrundsicherung auf einer digitalen Serviceplattform oder per App auf dem Smartphone ab Geburt des Kindes beantragt werden.

Wie lange wird die Kindergrundsicherung gezahlt?

Die Kindergrundsicherung kann längstens bis zum 25. Lebensjahr gezahlt werden.

Wird die Kindergrundsicherung auf den Unterhaltsvorschuss angerechnet?

Die Kindergrundsicherung wird hälftig auf den Unterhaltsvorschuss angerechnet.

Lohnt sich die Kindergrundsicherung?

Wenn es nach dem Konzept der Grünen geht, so wird sich die Kindergrundsicherung lohnen. Folgende Beispiele können den positiven Effekt veranschaulichen:

Beispiel 1: Sozialarbeiterin, 1 Kind 8 Jahre

  • Vorher: 424 Euro (Kindergeld + Unterhaltsvorschuss)
  • Mit Kindergrundsicherung: 645 Euro (Garantie-Betrag + Unterhaltsvorschuss) 

Beispiel 2: Familie, 3 Kinder (7,8 und 10 Jahre)

  • Vorher: 1.236 Euro Sozialgeld für alle Kinder zusammen
  • Mit Kindergrundsicherung: 1.434 Euro alle drei Kinder (jedes Kind bekommt den Garantie-Betrag und den vollen GarantiePlus-Betrag der Kindergrundsicherung)

Was ist der Kinder-Sofortzuschlag?

Die neue Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) kündigte bei ihrer Amtsübernahme den Kinder-Sofortzuschlag an, der für alle Kinder und Jugendliche aus einkommensarmen Familien gezahlt werden soll. Insbesondere sollen dabei Kinder von Hartz IV-Empfängern, Sozialhilfe-Empfängern oder Empfängern von Kinderzuschlag zugutekommen und zwar solange, bis die Koalition die Kindergrundsicherung umgesetzt hat. Insgesamt sollen etwa 2,7 Millionen Kinder von dem Sofortzuschlag profitieren können.

Wann wird der Kinder-Sofortzuschlag ausgezahlt?

Im aktuellen Koalitionsvertrag ist noch kein Zeitraum für den Beginn der Auszahlung angegeben. Es ist bisher nur die Kindergrundsicherung im Koalitionsvertrag festgeschrieben.

Wird ein Kinderbonus 2022 gezahlt?

Die Große Koalition möchte mit der Zahlung eines einmaligen Kinderbonus die negativen Folgen resultierend aus der Corona-Pandemie vor allem für Geringverdiener und Unternehmen abfedern. Deshalb sollen Familien mit Kindern einen Kinderbonus in Höhe von 150 Euro pro Kind 2022 erhalten. Diesen gab es auch schon im vergangenen Jahr, jedoch in Höhe von 300 Euro. Der Kinderbonus ist als einmalige Zahlung anzusehen, die als Zuschlag auf das Kindergeld gezahlt wird. Den einmaligen Corona-Zuschuss in Höhe von 150 Euro sollen auch erwachsene Grundsicherungsempfänger erhalten. Dies beschloss der Koalitionsausschuss von CDU/CSU und SPD. 

Sollte das Kindergeld bei einkommensstarken Eltern begrenzt werden?

Interessant ist die Frage, ob das Kindergeld, Kinderboni und Kinderzuschlag bei einkommensstarken Eltern in der Höhe begrenzt oder gar wegfallen sollte. Dazu wurde eine Umfrage gestartet. Das Ergebnis ist verblüffend. In allen Altersklassen bis auf die Altersklasse der 18- bis 29-Jährigen wurde eine Begrenzung des Kindergeldes für einkommensstarke Eltern befürwortet. 74 Prozent der über 60-jährigen Personen befürworteten eine Begrenzung des Kindergeldes. Über 70 Prozent der befragten 44- bis 59-Jährigen waren ebenfalls dieser Ansicht, ebenso 59 Prozent der 30- bis 44-Jährigen.

Statistik: Sollte das Kindergeld bei einkommensstarken Eltern begrenzt werden?
Quelle: Statista